
Geht man an unbefestigten Wegen mit wassergefüllten Fahrspuren oder Wegen mit Pfützen am Rand spazieren, kann man leise uh-uh-uh-uh-Rufe hören.

Bei genauem Hinsehen sieht man die Rufer. Es handelt sich um Gelbbauchunken, die man an der lehmbraunen, warzigen Oberfläche, den kugelförmig hervortretenden Augen und den herzförmigen Pupillen erkennen kann.

Die Gelbbauchunke erinnert auf den ersten Blick an eine Erdkröte. Sie wird allerdings nur ca. 5 cm groß, während die Kröte eine stattliche Größe von 11 cm erreicht.

Dreht man eine Gelbbauchunke um, sieht man sofort den gelb marmorierten Bauch, der auch namensgebend war. Er soll abschreckend wirken und die Unke vor Fressfeinden schützen.

In der Ruhestellung hängt die Gelbbauchunke mit gespreizten Beinen im Wasser und hält Augen und Nasenlöcher über die Oberfläche. Sie ist dank der lehmbraunen Oberseite gut getarnt. Die gelbe Unterseite ist nur an den Rändern zu erahnen.

Auf der Flucht wirbeln die scheuen Tiere oft den Schlamm auf und drücken sich dann an den Boden der Pfütze. Wenn der Schlamm abgesunken ist, werden die Gelbbauchunken meist wieder sichtbar.

Ursprünglich kam die Gelbbauchunke in stehenden, warmen und fischfreien Gewässern vor, die nur zeitweise Wasser führten. Dies war z.B. in manchen Tümpeln der Fall, die nach Frühlingshochwässern in Altarmen von Flüssen zurückblieben.

Auch in der Kulturlandschaft wie hier entlang der Kleinen Mühl gab es bis vor einigen Jahrzehnten noch Senken, die bei Hochwasser gefüllt wurden und anschließend das Ablaichen und die Jungenentwicklung ermöglichten.

Heute fließt das Wasser aus den Überschwemmungsbereichen auf Grund unzähliger Drainagen (= im Boden verlegte Entwässerungsrohre) binnen Stunden in den Fluss zurück.

Auch Entwässerungsgräben, die gelegentlich als Laichgewässer genutzt wurden, hat man durch Auffüllen mit Schotter zerstört. Damit ist die Fortpflanzung der Unken im natürlichen Lebensraum heute vielfach nicht mehr möglich.

Auch die früher weit verbreiteten "Schwön" (= Teiche zur Wiesenbewässerung) sind fast vollständig verschwunden. Diese wurden regelmäßig entleert und boten gute Lebensbedingungen für die Gelbbauchunke.

Die "Pionierart" Gelbbauchunke konnte sich im oberen Mühlviertel fast nur mehr in Tümpeln von Steinbrüchen halten. Dort herrschen durch ständiges Umgraben ähnliche Bedingungen wie an regelmäßig überschwemmten Flussufern.

Auch auf größeren Baustellen mit Wasserpfützen können Unken (vorübergehend!) einen Gewässer-Lebensraum finden. Ein Beispiel dafür ist dieser in Bau befindliche Fischteich.

Da die Gelbbauchunke in der heutigen Kulturlandschaft kaum noch geeignete Gewässer vorfindet und daher hochgradig gefährdet ist, hat Martin Pfeil vom | naturschutzbund | Mühlviertel West | über 50 Tümpel angelegt.

Unterschiedlich große und tiefe Tümpel sollen der seltenen Gelbbauchunke sowohl in trockenen als auch in feuchten Jahren einen Lebensraum bieten. Der flache Tümpelrand ermöglicht ein leichtes Zu- und Abwandern der Tiere.

Die Gelbbauchunke nahm die Gewässer rasch an. Durch die sprichwörtlich gewordenen Unkenrufe fanden die Tiere schnell zueinander.

Noch ein paar Worte zur Fortpflanzung dieser Art: Bei der Paarung umklammert das Männchen das Weibchen an der Taille. Die ins Wasser abgegebenen Eier werden sogleich vom Männchen befruchtet.

Die Eier werden in Form kleiner Pakete abgesetzt. Sind Pflanzen vorhanden, werden diese Laichballen oft daran befestigt.

Aus den Eiern entwickeln sich relativ große Larven bzw. Kaulquappen, die im Wasser leben und mit Kiemen atmen. Diesen wachsen zunächst Hinterbeine, dann Vorderbeine.

Hier sehen wir eine Gelbbauchunkenlarve kurz vor dem Verlassen des Gewässers. Es sind bereits alle vier Beine vorhanden. Im Unterschied zu erwachsenen Unken besitzt sie noch einen Schwanz, der sich zur Zeit des Landgangs zurückbildet.

Um in der sensiblen Anfangsphase dieses Projekte Verluste durch Enten zu minimieren, wurden einige Kaulquappen enthaltende Tümpel mit Netzen abgedeckt.

Trocknen Gewässer nicht alljährlich aus, herrscht darin ein hoher Feinddruck durch Insekten und deren Larven (z.B. Libellenlarven, Gelbrandkäfer, ...). Extrem negativ wirkt sich auch das mancherorts übliche Einbringen von standortfremden Goldfischen aus.

Hat alles geklappt, dann verlassen im Juli und August die fertigen Jungunken in der Größe eines Fingernagels das Laichgewässer. Von nun an bewohnen sie auch Landlebensräume, kehren aber regelmäßig in Kleingewässer zurück.

Gelbbauchunken und ihre Kaulquappen haben viele natürliche Feinde. Eine davon ist die Ringelnatter. Das Ablaichen über einen Zeitraum von mehreren Wochen und die Verteilung der Laichballen auf verschiedene Orte erhöhen die Überlebenschancen.

Auch einjährige Tiere sind noch relativ klein und haben im Vergleich zu ausgewachsenen Tieren einen weniger kräftig gefärbten Bauch.

Damit die fast ausgestorbene Gelbbauchunke wieder eine vitale Population aufbauen kann, ist die Schaffung eines zusammenhängenden "Biotopverbundes" in Form einer "Tümpelkette" notwendig. In diesem Abschnitt ist dies bereits realisiert.

Unser Amphibienprojekt wäre ohne die verständnisvollen Grundbesitzer nicht möglich. Diesen sei an dieser Stelle herzlich gedankt! Wir suchen übrigens weitere Grundstücke, an denen wir wertvolle Lebensräume schaffen dürfen.

Du kannst der gefährdeten Gelbbauchunke aber auch selbst helfen, indem du einen kleinen, seichten und sonnigen Tümpel anlegst, der idealerweise zumindest von April bis Juli mit Wasser gefüllt ist und dann austrocknet.


































