
Runder Kopf, Pinselohren, Backenbart, Hochbeinigkeit und Stummelschwanz mit schwarzem Ende sind die Kennzeichen des Luchses. Diese Raubkatze erreicht die Größe eines mittleren Hundes. Ihr Fell ist im Winterhalbjahr braungrau.

Im Sommer ist das Fell eher rötlichbraun. Die Fellfleckung ermöglicht wie ein Fingerabdruck beim Menschen eine individuelle Unterscheidung. Dies ist für uns Menschen z.B. beim Vergleich von Fotofallenaufnahmen von Bedeutung.

Luchse zählen zu den seltensten Säugetieren Mitteleuropas. In den großen Waldgebieten im nördlichen Mühlviertel kommen sie ganzjährig vor und pflanzen sich dort auch fort. Weiter im Süden treten Luchse nur ausnahmsweise auf.

Hier noch einmal die aktuelle Luchsverbreitung in Österreich. Die grenzüberschreitende Population im Norden Österreichs reicht im waldreichen Grenzgebiet OÖ/NÖ mittlerweile bis zur Donau.

Der Luchs war eigentlich bei uns bereits völlig verschwunden. Er wurde in vergangenen Jahrhunderten von Jägern und Bauern als Konkurrent und Schädling betrachtet, intensiv verfolgt und schließlich im 19. Jahrhundert ausgerottet.

Aus heutiger Sicht ist es verständlich, dass der Luchs für damalige Kleinbauern eine Existenzbedrohung war. Drei im Wald weidende Ziegen waren zu dieser Zeit mitunter der wichtigste Besitz und die Lebensgrundlage einer Familie.

Heute gibt es keine derartigen Argumente mehr gegen den Luchs. Vielmehr wissen wir, dass die Katze mit den Pinselohren eine wichtige Rolle im Haushalt der Natur erfüllt.

Deshalb wurde der von Menschenhand ausgerottete Luchs wieder vom Menschen angesiedelt. Dies erfolgte, indem Luchse in den slowakischen Karpaten mit solchen Kastenfallen gefangen und nach Tschechien gebracht wurden.

Dort wurden die Tiere zur Beobachtung kurze Zeit in einem Gehege gehalten und schließlich im Gebiet des heutigen Nationalpark Sumava freigelassen. Insgesamt wurden auf diese Art in den 1980er Jahren 17 Luchse ausgewildert.

Diese Heimkehrer fanden sich im Gebiet gut zurecht. Sie konnten sich fortpflanzen, eine kleine Population aufbauen und sich ausbreiten. Seit den 1990er-Jahren besiedeln Luchse deshalb auch wieder die grenznahen Wälder im nördlichen Mühlviertel.

Obwohl der Luchs ein Großraubtier ist, das in Ausnahmefällen sogar Rothirsche zu reißen vermag, brauchen uns wir Menschen nicht vor ihm fürchten. Der Luchs bemerkt uns, bevor wir ihn sehen und geht uns aus dem Weg.

Oder er vertraut auf seine Tarnung und bleibt liegen. Wir gehen dann in der Regel vorbei, ohne Meister Pinselohr zu bemerken. Oder hättest du hier im Vorbeigehen den Luchs am Waldboden entdeckt?

Da muss man schon sehr genau schauen! Wir betrachten den markierten Ausschnitt und vergrößern ihn ...

Jetzt ist die gut getarnte Raubkatze am Fuße des Buchenstammes zu sehen. Sie beobachtet uns schon die längste Zeit.

Das gefleckte Fell löst die Umrisse des Luchses auf dem mit Licht- und Schattenflecken bedeckten Boden auf. Und noch ein Trick: Der Bauch ist heller gefärbt, liegt aber meist im Schatten und erscheint dann gleich dunkel!

Luchslebensraum in den Karpaten. Luchse brauchen aber keineswegs reine Waldgebiete und auch keine Wildnis. Vielmehr erreichen sie in reich gegliederten Kulturlandschaften auf Grund höherer Beutetierdichten die höchsten Bestände.

Dieses Bild zeigt einen Blick ins waldarme Berner Oberland (Schweiz), in dem in den 1990er-Jahren eine recht hohe wiederangesiedelte Luchspopulation nachgewiesen werden konnte.

Wichtig für den Luchs ist das Vorhandensein seines Hauptbeutetieres, des Rehes. Darüber hinaus ist ein gewisses Maß an Deckung und vor allem Akzeptanz durch den Menschen notwendig.

Der Luchs ist ein Schleich- und Lauerjäger, der auf den Überraschungseffekt angewiesen ist. Abwechselnd pirscht er durch sein großes Streifgebiet oder hält sitzend nach Beute Ausschau.

Hat er ein Beutetier entdeckt, nähert er sich unter Ausnutzung von Deckung langsamst und z.T. mit längeren Pausen möglichst weit an.

Die eigentliche Jagd besteht aus einem kurzen Sprint. Der Luchs muss sein Beutetier auf den ersten 30 Metern einholen, um eine Chance zu haben. Nur einer von mehreren Jagdversuchen ist erfolgreich.

... die normalerweise in Hauttaschen zurückgezogen sind. Dabei können am Beutetier Schnittspuren zurückbleiben.

Beim Töten kommen die dolchartigen Eckzähne zum Einsatz. Große Beutetiere werden in die Kehle gebissen und rasch erdrosselt. Kleine Beutetiere wie Füchse werden durch einen Biss in den Kopf getötet.

Hat der Luchs ein Tier erbeutet, schleppt er dieses üblicherweise sogleich in die nächste Deckung, wo er zu fressen beginnt. Pro Mahlzeit frisst ein ausgewachsener Luchs rund 2-3 kg Fleisch.

Der hauptsächlich dämmerungs- und nachtaktive Luchs zieht sich tagsüber gerne auf abgelegene Ruheplätze zurück, die mehrere Kilometer vom Beutetier entfernt sein können. Dort schläft er viel und betreibt ausgiebig Körperpflege.

Ab und zu kommt es vor, dass Luchse Hochstände als Tageslager nutzen. Dieser Luchs konnte von einem Jäger in der Nähe des Tanner Moors fotografiert werden.

Bei einbrechender Dunkelheit kehrt er wieder zu seinem Beutetier zurück und nutzt dieses im Laufe einer Woche oft vollständig. Übrig bleiben lediglich der Kopf, die Haut, große Knochen und der Verdauungstrakt.

Nachdem der Luchs ein Beutetier gerissen und sich in dessen Umgebung ein paar Tage aufgehalten hat, muss er seinen Aufenthaltsort großräumig wechseln, um wieder auf arglose Beutetiere zu treffen.

Der Luchs markiert sein Revier mit Urin. Diese Duftmarken werden in Schnupperhöhe an Baumstümpfen, Wurzelstöcken etc. abgesetzt. Dieses Markieren erfolgt oft im Vorbeigehen durch einen kurzen Schlenker des Hinterteils.

Artgenossen können daraus nicht nur ablesen, ob das Gebiet bereits bewohnt ist, sondern auch, ob es sich um ein Männchen oder Weibchen handelt und ob dieses paarungsbereit ist.

Männchen und Weibchen gehen sich die meiste Zeit des Jahres aus dem Weg und leben einzelgängerisch. In der Fortpflanzungszeit im Februar oder März verbringen sie aber einige Tage gemeinsam. Zu dieser Zeit kann man heisere Rufe hören.

Bei der eigentlichen Begattung geht es ruppig zu. Dabei beißt das Männchen - wie bei vielen anderen Raubtieren auch - das Weibchen in den Nacken.

Nach 70 Tagen Tragzeit bringt das Weibchen im Mai oder Juni zumeist an unzugänglichen Orten, beispielsweise in Schluchtwäldern, 2-4 Junge zur Welt. Als Kinderstube dient kein Bau, sondern eine Felsnische oder dergleichen.

Die Jungen werden von der Mutter alleine aufgezogen und in den ersten drei Monaten ausschließlich mit Muttermilch ernährt. Es wird also keine Beute zugetragen.

Auf Störungen im unmittelbaren Umkreis des Wurfplatzes reagiert die Katze indem sie die Jungen am Nackenfell packt und an einen anderen, sicheren Ort übersiedelt.

Die Jungensterblichkeit ist sehr hoch - nur jedes zweite Jungtier überlebt das erste Jahr. Die Todesursachen von Jungen und Erwachsenen reichen von Krankheiten über Verkehrsunfälle bis zu illegaler Nachstellung.

Da man Luchse fast nie direkt beobachen kann, sollte man mit ihren Spuren, ihren Beutetierresten, ihrem Kot etc. vertraut sein. Verwechslungen kommen am ehesten mit den Spuren von Hunden vor.

Beim asymmetrischen Luchspfotenabdruck sind die beiden mittleren Zehenballen ungleich groß und versetzt. Gleiches gilt für die beiden äußeren Zehenballen.

Die Vorderpfote (links oben) des Luchses zeichnet sich meist fast kreisrund ab, die Hinterpfote (rechts unten) eher länglich.

Meist steigt der Luchs mit der Hinterpfote in den Abdruck der Vorderpfote. Hier ist ausnahmsweise an einer Zehe ein feiner Krallenabdruck zu erkennen.

Luchse sind hervorragende Kletterer. In Wildnisgebieten führen ihre Fährten oft über liegende Baumstämme.

Markierstellen sind auch beim Verfolgen von Luchsfährten leicht als solche erkennbar. Hier hat ein Luchs an einem Wurzelteller eine Harnmarke abgesetzt.

Luchse sind nicht so scheu wie oft behauptet. Es ist normal, dass sie in der Nacht mitunter in die Nähe von Gehöften und Siedlungen kommen.

Jungtiere bleiben fast ein Jahr bei der Mutter. Sie gehen oft hinter ihr her und steigen mitunter sogar in ihre Fußstapfen. Will man die Jungenanzahl erkennen, muss man einer Fährte oft weit folgen, ehe sie sich aufgabelt.

Ein paar Fotos zur Erkennung von Beutetieren: Der Luchs bevorzugt Fleisch (Muskeln!) und beginnt daher üblicherweise an den großen, hinteren Oberschenkeln zu fressen.

Nach dem Fressen verscharrt der Luchs sein wertvolles Beutetier nach Möglichkeit mit Laub oder Gras, damit dieses nicht so leicht von unerwünschten Mitessern wie Wildschweinen, Raben, Krähen etc. gefunden wird.

Wird ein totes Reh von einem Luchsberater als Luchsbeutetier identifiziert, dann erhält der Jagdpächter vom OÖ LJV 60 € Meldeprämie. Diese Maßnahme erhöht die Akzeptanz des Luchses und erlaubt eine grobe Einschätzung von Verbreitung und Häufigkeit.

Es werden aber nicht nur Rehe gerissen, sondern auch andere Beutetiere. Dies sind beispielsweise die Reste eines vom Luchs erbeuteten und gefressenen Fuchses.

Fällt es dem Luchs leicht Beute zu machen, wird diese mitunter nur unvollständig genutzt. Man sollte solche Kadaver - hier eine Hirschkuh - aber unbedingt liegen lassen, da der Luchs in Hungerperioden mitunter Wochen später wieder zurückkehrt.

In der Nähe von Beutetierresten ist manchmal auch die etwa daumendicke Losung zu finden. Sie besteht aus mehreren Ballen und zeichnet sich durch einen intensiven Raubtiergeruch aus. Nicht selten enthält sie Wildhaare. Oft wird sie verscharrt.

Um Aufschluss über die Lebesweise der seltenen und großräumig lebenden Luchse zu bekommen, fingen Wissenschafter einige Tiere und legten ihnen einen Halsbandsender um.

Dadurch konnte man die Tiere mit Hilfe von Peilantennen jederzeit aufspüren. Heute können Halsbandsender z.T. auch bereits von Satelliten aus geortet werden.

Mit diesen Methoden können Wildbiologen durch viele Peilungen im Laufe eines Jahres nicht nur bevorzugte Aufenthaltsorte feststellen, sondern auch Streifgebietsgrößen und Nahrungsbedarf.

Wir wissen von besenderten Luchsen, dass diese oft Gebiete von rund 200 km² regelmäßig nutzen. Da sich die Streifgebiete von Männchen und Weibchen überlagern, kann man im Schnitt von einem Luchs pro 100 km² ausgehen.

Der Nahrungsbedarf eines Luchses liegt bei ca. 50-60 Rehen pro Jahr. Auf Grund der großen Streifgebiete ergibt dies aber lediglich einen Einfluss von ca. 0,5 Rehe pro 100 ha (also 1 Reh pro 2 km²) und Jahr.

In Ausnahmefällen kann es insbesondere in Waldnähe an Haus- und Gattertieren zu Verlusten durch den Luchs kommen. Bei uns waren bisher nur Damhirsche betroffen. Der Schaden wird durch eine Versicherung des OÖ Landesjagdverbandes abgegolten.

Diese Broschüre informiert darüber hinaus über das Erkennen und Dokumentieren von Spuren, Losungen und Beutetieren von Luchs, Wolf, Braunbär, ... Näheres findest du unter Literatur.

Auf dieser Homepage (http://luchs.boehmerwaldnatur.at) kannst du dich über den Luchs und das Luchsprojekt in der Dreiländerregion Mühlviertel/Bayerischer Wald/Sumava informieren. Diesen und andere Links findest du ebenfalls oben.















































































